Über Dania Horky und
Waldsinnen Natürlich Erzählen
Dania Horky
Jahrgang 1972, seit 2014 begleite ich als Waldpädagogin und seit 2017 als Wildnistrainerin und Naturmentorin in der Lehrtradition von Jon Young Menschen auf ihrem Weg zu tiefer Naturverbindung. Davor war ich 18 Jahre lang als Schauspielerin am Theater tätig.
Meine Leidenschaften sind vor allem das Erzählen von Geschichten, das Naturmentoring, kreatives und künstlerisches Sein und Tun in und mit der Natur und mein Wissen und meine Erfahrungen als Geschichtenerzählerin, Naturmentorin und Wildnispädagogin weiterzugeben.
Mehr über meinen Weg kannst du unten weiterlesen…
Meine Geschichte
Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, sehe ich mich mit nackten Beinen durch sommerblühende Wiesen streifen, Blumen pflücken, Heuschrecken, Grashüpfer, Schmetterlinge und so manch anderes Getier beobachten.
Ich sehe mich neben meiner Großmutter auf einer Gartenbank sitzen mit einem Kräuterbuch auf dem Schoß und sie erzählt mir, was sie über den Frauenmantel, dessen Blatt ich gerade mit einer schillernden Feentränenperle benetzt in der Wiese entdeckt hatte, weiß.
Ich finde mich in meinen Lieblingsverstecken beim Spielen mit den Nachbarskindern wieder, einer Art Tunnel in einer Wildhecke am Bach, in dem ich meine Abscheu vor Spinnen verlor. Versunken in ein Buch in der Krone meines Lieblingsbaumes sitzend, einer Trauerweide vor unserem Esszimmerfenster. Mit meinem Bruder in einer selbstgegrabenen Schneehöhle, deren Gemütlichkeit uns die Zeit vergessen und das draußen umschlagende Wetter nicht bemerken ließ, bis uns unsere Mutter in der bereits einsetzenden Abenddämmerung suchen kam.
Heute noch erinnere ich mich an jedes einzelne Tier, das ich nach Hause brachte. Die Schneckenbabies, deren fast durchsichtige Häuser mich faszinierten und die ich, nicht sehr zur Freude meiner Mutter, in den Balkonblumenkästen anzusiedeln versuchte. Die verletzte Amsel vom Schulbusparkplatz. Das an eine Scheibe gedonnerte Rotkehlchen, das uns nach seiner Rettung weiter regelmäßig besuchen kam. Habe den Gesang der Amseln am Morgen nach einer Regennacht im Ohr. Spüre den Sommerregen auf meiner Haut genauso wie die stechende Winterkälte auf meinen Wangen und fühle den warmen Sommersturm, gegen den ich mich lehnen konnte wie gegen eine Wand und der unsere Fensterbretter mit einer feinen Schicht weit gereistem rotem Saharasand überzog…
Die Erlebnisse sind unglaublich vielfältig und könnten ein ganzes Buch füllen.
Sie fühlen sich selbst in der Erinnerung wild und frei und voller Wunder an und vor allem – lebendig.
Seit meiner Jugend in Wien lag, nach der naturverbundenen Kindheit in Vorarlberg, der Fokus meines Lebens beim Theater und in der Literatur. Ich studierte nach dem Gymnasium beides, aber mein Traum war und blieb es, am Theater zu spielen, wo ich schließlich und endlich auch landete und mein Studium nie abschloss. Ich arbeitete als Regieassistentin namhafter Regisseure (es waren tatsächlich nur Männer), nahm intensiv Schauspielunterricht, sprang eines Tages für eine erkrankte Kollegin ein und stand ab da auf der Bühne und nicht mehr nur dahinter.
Bis meine Großmutter schwer erkrankte und sich unter mir gefühlt der Boden auftat. So wie das Sehvermögen meiner Großmutter in tiefe Dunkelheit verfiel, fiel ich in ein tiefes, schwarzes Loch. Ich begann wieder zu schreiben wie schon in meiner Kindheit und Jugend, spielte weiter Theater, wollte aber nicht mehr weg aus Wien, wollte in ihrer Nähe sein, in der Nähe meiner Mutter, die sie über insgesamt fünf Jahre zuhause pflegte, um unterstützen zu können – und um nicht loslassen zu müssen, aber das erkannte ich erst später. Nacheinander schlossen in dieser Zeit kleine freie Wiener Theater, Förderungen wurden rar, dementsprechend auch die Jobs.
Aber ich konnte nicht weg. Gefühlt hielt mich meine Großmutter zurück – tatsächlich war es ich selbst. Ich wurde zur Vorleserin und zur persönlichen Geschichtenerzählerin für sie, die einst mich bereicherte mit ihren Geschichten. Es zog mich immer mehr wieder hinaus in die Natur, für mein eigenes Seelenwohl, aber auch um die Geschichten der Vögel, des Windes und der Pflanzen zu meiner Großmutter zu bringen. Meine Stimme ersetzte ihre einstige Leseleidenschaft und vermochte es, die Bilder der Welt an ihr Bett und zu ihr zu tragen.
Im luftleeren Raum, in dem ich mich damals befand, entstand der Text „die Waschung“* – mein Weg der Verarbeitung der damaligen Zeit, meine Art, loslassen zu lernen – und wurde für einen Literaturpreis nominiert. Der bislang einzige meiner Texte, der veröffentlicht wurde.
Kurz darauf wurde ich schwanger. Meine Großmutter starb an dem Tag, an dem ich ihr davon erzählen wollte. Sie war nicht alleine, sie starb im Kreise ihrer Töchter und ihrer Enkelkinder, wie sie es sich und wir ihr gewünscht hatten. Und ich legte ihre Gehstöcke, die sie fast ihr ganzes Leben lang gebraucht hatte, in ihren Sarg, wie in der Waschung geschrieben, damit sie auf ihren geliebten Franzerl zugehen konnte, wo immer ihr neues Hier nun auch sein mochte. Und ich bin mir sicher, dass meine Großmutter und mein Großvater zusammen auf einer Bank an einem See sitzen, in den Sonnenuntergang schauen, Hand in Hand, und sich gegenseitig wieder Geschichten erzählen.
Die Geburt meines Sohnes stellte ein weiteres Mal mein Leben auf den Kopf, diesmal in positivem Sinn. Schon sein Heranwachsen in mir führte mich ins lebendige Leben – in ein blühendes, reiches, leuchtendes.
Meine Aufmerksamkeit verlagerte sich von Innen nach Außen, von fensterlosen Theatersälen hinaus in die Welt, in die Natur, in den Wald. Ich zeigte sie meinem Sohn und er begeistert mir, mit diesem besonderen Blick für die kleinen Wunder, der Kindern eigen ist und den auch ich bereit war wieder einzunehmen.
Nun war mir vollends klar, dass ich nicht mehr weg wollte, nicht von Engagement zu Engagement reisen, nicht für Rollen tiefe Abgründe in mir suchen und aufsuchen wollte, die ich oft schwer bis gar nicht in der Garderobe oder am Bühneneingang zurück lassen konnte. Es war nicht mehr meine Welt. Meine Welt hatte sich verändert. Meine Welt wollte Sonnenlicht, Regen und Wind, Erde und Luft.
Ich entdeckte die Wildnispädagogik, fand darin eine kindliche Sehnsucht in mir erfüllt. Ich halbes Stadtkind wurde zum Land, schleichend, beobachtend, lauschend, staunend, erkundend, forschend, begeistert, demütig, dankbar. Für mich war die Zeit der Ausbildung, die darauffolgenden sieben Jahre des Integrierens, die Jahre des Co-Mentorings an der Seite eines Coyoten, im wahrsten Sinne des Wortes eine Rückverbindung. Eine Rückverbindung zu den Wurzeln meiner Kindheit, zu den tief reichenden Wurzeln meines Menschseins.
Hatte ich mich als Jugendliche und junge Erwachsene immer entwurzelt gefühlt, spürte ich nun meine Wurzeln sicher in der Erde verankert.
An den Lagerfeuern entdeckte ich das freie Erzählen wieder. Erst als gebannt Lauschende, rasch schon aber selbst als Erzählende. Hier schließt sich der Kreis. Hier liegt mein roter Faden. Mein Lebensfaden. Es hat gebraucht, bis ich ihn dort am Feuer, direkt vor meinen Augen liegend, wahrnehmen und schließlich und endlich auf- und annehmen konnte.
Nun halte ich meinen Lebensfaden nicht nur in Händen. Ich habe begonnen, ihn bewusst und aktiv zu verweben, zusammen mit all den vielen anderen bunten Fäden meines bisherigen Lebens. Der Teppich, der daraus bisher entstanden ist, ist unter anderem das Ausbildungsprogramm Waldsinnen Natürlich Erzählen. Es ist, als würde ich nicht nur schwimmen wie eine Wildente im Wasser, sondern endlich auch fliegen wie sie – und ganz ehrlich? Was wäre denn auch ein Geschichtenteppich, wenn er nicht fliegen könnte, denn Geschichten verleihen im wahrsten Sinne des Wortes Flügel. Die Wildnispädagogik half mir, meine Wurzeln wieder zu spüren, und die Geschichten meine Flügel auszubreiten.
Wenn du interessiert bist, selbst frei Geschichten erzählen zu lernen, eine Stimme der Natur, der Erde und des Friedens zu werden und dabei dein Wildes Selbst, deine eigenen Wurzeln und Flügeln zu entdecken, dann schau gerne bei meinem Ausbildungsprogramm Waldsinnen – Natürlich Erzählen vorbei, mit Methoden aus Wildnispädagogik, Naturmentoring, Schauspiel und Improtheater begleite ich dich auf deinem ganz individuellen Weg zu lebendig erzählten Geschichten, Märchen, Legenden und Mythen.
Herzlichst,
Dania Horky
*(„die Waschung“ beschäftigt sich mit Sterben, Tod und Trauer. Entstanden ist der Text 2007 und wurde nominiert für den fm4 Literaturpreis wortlaut 07. 2008 ist er in der Anthologie „Berührungen – Hertha Kräftner zum 80. Geburtstag“, herausgegeben von Katharina Tiwald in der edition lex liszt erschienen. Nachzulesen ist „die Waschung“ hier.)
Mein Ausbildungsweg
- Studium der Deutschen Philologie, der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft sowie der Theaterwissenschaften, 1991-1995
- Schauspielstudium bei Lola Braxton, Barbara Lehner, Uwe Falkenbach und Otto Schenk, 1995-2000
- Diplomierte Schauspielerin Österreich, 2000
- Schauspielerin am Theater in der Josefstadt, Seefestspiele Mörbisch, Landestheater Vorarlberg, Bregenzer Festspiele sowie an freien Theatern, 1996-2008
- Schauspielcoach und Sprecherin, 2000-2014
- Zertifizierte Waldpädagogik am LFI Niederösterreich, 2014
- Kamana 1&2 bei der Wilderness Awareness School USA, 2015-2016
- Wilde Kräuter Lehrgang bei Sandra Wundsam und Martin Fürst, 2016
- Wildnistrainer Lehrgang bei Nawisho, 2016-2017
- Friedenstifter Lehrgang bei Martin Fürst, 2018
- Designing for Peace bei 8 Shields USA, 2018
- Activating the Storyteller's Mind bei Jon Young USA, 2018
- Transformative Mentoring bei Jon Young USA, 2018
- Helferin in der Wildnisschule Nawisho, bei Arne Winters Waldläuferbandencamps, bei Sommercamps der Wildnisschule Auenland und beim Verein Tiefwurzler e.V., 2016-2023
- Arbeit als Wald- und Wildnispädagogin in der Naturparkschule Mannersdorf/Leithagebirge, 2015-2020
- 512 Project von Jon Young USA, 2018
- The State of Gratitude bei Helpers Mentoring Society USA, 2019
- Tending Ancestral Relations bei Helpers Mentoring Society USA, 2019
- Conscious Nature Awareness bei Josh Lane USA, 2019
- Scout Lehrgang 1&2 bei Ralf Greiner, Kojote-Akademie, 2019-2020
- i.A. Masterclass Designing with Natural Cycles bei Living Connection 1st, Jon Young USA, 2024
- Co-Mentorin in der Wildnisschule Nawisho und beim Verein Tiefwurzler e.V., 2019-2022
- Mentorin am Bildungsinstitut Jobs mit Herz, seit 2021
- Gründung der Wildnisschule Waldsinnen, 2023
- Gründung und Leitung der Erzählakademie "Waldsinnen - Natürlich Erzählen", 2024
Wildnisschule Waldsinnen
Dania Horky
Schloss 1
2435 Ebergassing