NATÜRLICH ERZÄHLEN
Die Kraft mündlich überlieferter Geschichten für ein gelungenes Miteinander
Das freie Erzählen von Geschichten, Märchen, Mythen und Sagen ist eine der ältesten kulturellen Formen, die wir kennen. Und obwohl die digitale Welt heute die Kommunikation dominiert, bleibt die Kunst des mündlichen Erzählens von großer Bedeutung – vielleicht gerade jetzt mehr denn je.
Warum wir Geschichten brauchen – auch heute noch
Im digitalen Zeitalter, wo wir zunehmend mit Fakten, Daten und Bildern überschwemmt werden, droht der persönliche Austausch oft auf der Strecke zu bleiben. Hier setzt das freie mündliche Erzählen an: Es geht nicht nur um Unterhaltung, sondern um die Herstellung von Verbindungen, um das *Erzählen und Hören* als wechselseitigen Akt des Gebens und Nehmens. Beim freien Erzählen begegnen sich Erzähler*in und Publikum auf Augenhöhe, in einem Raum, in dem beide Seiten sich einander öffnen können.
Geschichten sind keine neutralen Produkte – sie sind lebendig, sie entstehen im Moment, im Dialog zwischen dem Erzähler und den Zuhörenden. Der Erzähler oder die Erzählerin nimmt uns mit auf eine Reise, die nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz berührt. Der Erzählende gibt nicht nur Fakten weiter, sondern teilt innere Bilder, Erlebnisse und Gefühle. Diese Offenheit fördert eine tiefe Verbindung, die über das reine Hören hinausgeht.
Doch wozu diese Verbindung? Warum erzählen wir Geschichten?
Die Ursprünge des Erzählens
Geschichten wurden seit jeher genutzt, um Wissen weiterzugeben, kulturelle Werte zu bewahren und Gemeinschaften zu stärken. Früher, bevor es Bücher und digitale Medien gab, waren Geschichten der zentrale Mechanismus, um Traditionen und wichtige Lebensweisheiten von Generation zu Generation weiterzugeben. Die Erzählerinnen und Erzähler waren Brückenbauer zwischen den Welten – zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, zwischen den verschiedenen Generationen und zwischen der Menschheit und der Natur.
In vielen Kulturen war und ist das Erzählen von Geschichten ein Moment der Zusammenkunft. Es war ein Ereignis, das die Gemeinschaft zusammenbrachte, bei dem man sich gegenseitig zuhörte und gemeinsam Erlebnisse und Werte teilte. So entstand immer wieder ein Gefühl des Miteinanders, ein gemeinsames „Wir“. Geschichten verbinden Menschen und schaffen ein tieferes Wir-Gefühl, das weit über den Moment des Erzählens hinausreicht und die Gemeinschaft stärkt.
Heute, in einer Welt, die von Fragmentierung und Entfremdung geprägt ist, ist diese Form des gemeinsamen Erlebens genauso wichtig wie früher. Wir brauchen wieder mehr Erzähler*innen, die uns daran erinnern, wie sehr wir miteinander verbunden sind und einander brauchen. Denn Geschichten sind nicht nur Zeitvertreib – sie sind lebenswichtige Kommunikationsbrücken.
Mündliches Erzählen: Ein Werkzeug für den Aufbau von Gemeinschaften
Das mündliche Erzählen von Geschichten hat eine besondere Qualität, die in der digitalen Kommunikation oft verloren geht. Während viele Medien oft polarisieren oder eine schnelle, oberflächliche Reaktion hervorrufen, geht das freie Erzählen in die Tiefe. Es lädt uns ein, zuzuhören, nachzudenken, zu fühlen und zu reflektieren.
In einer Welt, in der Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen allgegenwärtig sind, in der „Feindbilder“ häufig konstruiert werden, bietet das Erzählen von Geschichten eine dringend benötigte Alternative. Gute Geschichten entlarven falsche Dichotomien, sie schaffen keine Trennung zwischen „wir“ und „die“. Sie erkennen Gemeinsamkeiten an und regen dazu an, aus den eigenen Erfahrungen heraus auf andere Menschen zuzugehen. Geschichten, die auf Respekt und Empathie beruhen, machen uns auf die universellen Erfahrungen des Lebens aufmerksam: Verlust und Freude, Liebe und Schmerz, Hoffnung und Enttäuschung.
In diesen Geschichten gibt es keinen Platz für Hass oder Angst. Sie suchen nicht nach Sündenböcken, sondern nach Lösungen, nach Verständigung, nach Verbindung. Sie wecken die Sehnsucht nach einem besseren Miteinander, das auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung basiert. Und sie erinnern uns daran, dass die Welt nicht nur von Menschen, sondern von allem Lebendigen und Nichtlebendigen geprägt ist. Die Bäume, die Berge, die Flüsse, die Tiere – all diese „Protagonisten“ sind Teil unserer Geschichten und Teil unseres gemeinsamen Lebensraumes, Teil des Miteinanders.
Erzählen als Brücke, wenn Fronten verhärtet scheinen
In Zeiten, in denen Konflikte oft zu verhärteten Fronten führen, kann das freie Erzählen eine kraftvolle Möglichkeit des Aufeinanderzugehens sein. Wenn Worte zu Waffen werden und Dialoge in Missverständnissen enden, schafft die Erzählkunst einen Raum, in dem das Zuhören und Verstehen wieder im Mittelpunkt stehen. Geschichten können jene Brücken schlagen, die uns über scheinbar unüberwindbare Gräben hinweg verbinden. Sie erlauben es, in die Perspektive des anderen einzutauchen, ohne sofort zu urteilen, und lassen Raum für Empathie, wo zuvor nur Entfremdung herrschte. Durch das Teilen von Geschichten – sei es von persönlichen Erfahrungen oder kollektiven Visionen – können wir unser Gegenüber nicht nur als „Andere“ oder gar “Gegner” sehen, sondern als Mitmenschen, die ebenso wie wir mit Herausforderungen, Hoffnungen und Ängsten leben. So wird das Erzählen nicht nur zur Form der Unterhaltung, sondern zu einem Werkzeug der Verständigung und der Heilung, das uns helfen kann, in einer gespaltenen Welt wieder zueinander zu finden.
Geschichten als Schlüssel für eine friedliche Zukunft
Was wäre, wenn wir uns heute viel mehr auf das freie Erzählen konzentrieren würden? Wenn wir Geschichten wieder als ein zentrales Mittel der Begegnung und Verständigung begreifen würden? Wir würden nicht nur unser eigenes Verständnis von der Welt vertiefen, sondern auch die Verbindung zu anderen stärken und ein gemeinsames Bild der Zukunft entwickeln, das nicht nur uns Menschen, sondern allen Lebewesen zugutekommt.
Das mündliche Erzählen ist nicht unmodern – es ist vielmehr ein Rückbesinnen auf eine uralte, aber kraftvolle Praxis, die uns in der heutigen Zeit Orientierung geben kann. Denn wenn wir wieder lernen, Geschichten zu erzählen und zuzuhören, dann öffnen wir Türen zu einer Welt des Dialogs, der Empathie und der Zusammenarbeit. In dieser Welt können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, die von gegenseitiger Wertschätzung für alle Lebewesen und für unseren Planeten getragen wird.
In einer Welt, die oft von Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit geprägt ist, bietet das Erzählen von Geschichten eine tiefere Ebene der Verbindung – zwischen uns und der Welt, zwischen uns und anderen, und zwischen uns und uns selbst. Es erinnert uns daran, dass wir alle Teil eines großen Ganzen sind und dass wir nur gemeinsam die Geschichten der Zukunft schreiben können.
Dania Horky, 09.01.2025
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